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1139 (Januar 1 - August 31), -.
Bischof Robert von Breslau verleiht dem Kloster der heiligen Maria, das vom Graben Peter (Wlast) erbaut wird (später Vinzenzstift vor Breslau), die nebenan liegende Michaelskapelle, damit der Abt dem Diözesanbischof Gehorsam leiste und dessen Vertretung in allen Angelegen heiten ausübe.
1149 (Juni 22, Breslau).
Anläßlich der Weihe der Kirche des Vinzenzklosters vor Breslau werden die Schenkungen Herzog Boleslaws IV. von Polen, der polnischen Grafen und der Bischöfe Johannes von Breslau und Matthäus von Krakau an das Kloster aufgezeichnet und durch bischöflichen Bann bestätigt.
Kop. Breslau St.A. Rep. 135 D 92 (Matricula, 1487-92), fol. 71-71' (olim fol. 20), aus einem älteren, nicht mehr erhaltenen Kopialbuch des Vinzenzstiftes (C); ebenda Rep. 135 D 90 a (Matrica, um 1500) I, fol. 186-186' (olim fol. l f.) wohl aus C, vielleicht unter Benützung des verlorenen älteren Kopialbuches (D); weitere, auf C oder D beruhende und daher für unsere Textgestaltung nicht berücksichtigte Kopien verzeichnet Santifaller. Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 6, S. 28.
Hugo, Annales Praemonstr. II Probationes S. 690; Klose, Von Breslau l, S. 220; Mosbach, Piotr syn W³odzimierza S. 100 und 102; Schirrmacher, UB der Stadt Liegnitz Nr. l; Haeusler Nr. 1; Piekosiñski, Mon. medii aevi dipl. l, Nr. 6 und 16; Górka, KH 25. S. 406; Schulte, Z. 48, S. 335; Moepert, ASKG 6, S. 20 f.; Mal. l, Nr. 16 und 25; Santifaller, Mitteilungen des österreichischen Staatsarchivs 6, S. 31 ff., mit Faks. der Abschriften in der Matricula und in der Matrica. - Reg. ep. Vrat. S. 4 f.; SR 24 und SR 33; Smolka, Mieszko Stary 470 Nr. 3 und 472 Nr. 16; Funcke, Regesten Nr. 4 (zu 1148); Budkowa Nr. 36 und 49; CDS II/l, Nr. 23.
Das Original dieser ältesten in Schlesien entstandenen urkundlichen Aufzeichnung, deren Text wir besitzen, war bereits nicht mehr vorhanden, als der Prämonstratenser Nikolaus Liebental seine beiden Kopialbücher, die Matricula (1487-92) und die Matrica (um 1500), anlegte. Vielleicht ist es sogar schon vor 1359 zugrunde gegangen, denn in diesem Jahre spricht eine Bestätigungsurkunde Karls IV. (Böhmer-Huber 2887; Santifaller l. c. S. 18, Anm. 4) von Privilegien und Briefen des Stiftes, die durch Brand vernichtet wurden. Sollte diese Vermutung zutreffen, dann müßte das älteste verlorene Kopialbuch des Stiftes vor 1359 entstanden sein. - Obwohl sich die Aufzeichnung deutlich in zwei Teile gliedert, hat sie Liebental in seine beiden Kopialbücher in einem Zuge, ohne die Zeile zu wechseln, eingetragen und nur durch vergrößerte Schriftzüge die drei ersten Worte des zweiten Teiles "Notum sit omnibus" hervorgehoben. Er spricht auch stets nur von einem Privileg des Herzogs Boleslaw, nie von zwei Urkunden. Da seine Angaben auf das verlorene Kopialbuch zurückgehen, bei dessen Niederschrift das Original noch vorgelegen haben wird, dürfen wir annehmen, daß beide Texte ursprünglich auf einem Pergamentblatt vereinigt waren, über dessen Besiegelung wir allerdings nichts erfahren. Allein das Fehlen der Siegelankündigung ist in jener Frühzeit nichts Auffälliges; der Annahme, daß das Original das Siegel des Herzogs Boleslaw IV. trug, steht also nichts im Wege. - Die Aufzeichnung des Aktes von 1139 erfolgte nicht gleichzeitig mit der Rechtshandlung, sondern erst nach dem Sturz des Peter Wlast (1145), wie aus der Wendung "monasterium . . ., quod tunc Petrus edificabat" hervorgeht. Beide Teile der Urkunde dürften erst 1149 geschrieben sein. Dabei gab der Schreiber dem ersten Teil den Charakter eines weitgehend im Stil des Notariatsinstruments aufgebauten Protokolls über die bereits geraume Zeit zurückliegende Rechtshandlung des inzwischen verstorbenen Bischofs Robert. Daß ihm dafür ein formloser, die genauen Daten festhaltender Akt als Vorlage gedient haben kann, ist nicht ausgeschlossen. - Da der Wechsel der Epakte mit 1. September stattfindet, erfolgte die Rechtshandlung des Jahres 1139 spätestens am 31. August. Die Konkurrente ist fälschlich mit II statt mit VI angegeben - vielleicht schon ein Schreibfehler des Kopisten des verlorenen ältesten Kopialbuches. Sowohl in der Matricula wie in der Matrica lautete die Jahreszahl des zweiten Teiles ursprünglich 1148; sie wurde mit der gleichen, nur reichlicher aufgetragenen und daher dunkler wirkenden Tinte, offenbar von Liebentals Hand, in 1149 verbessert. Das Fest der Kirchweihe und damit das Ausstellungsdatum der Urkunde von 1149 fiel ursprünglich auf den 22. Juni (SR 326).
Die meisten älteren Forscher neigen dazu, zumindest den zweiten Teil der Urkunde für gefälscht oder interpoliert zu halten. Doch sind diese Bedenken weder vom diplomatischen noch vom historischen Standpunkt aus gerechtfertigt, vgl. insbesondere auch Moepert, ASKG 6, S. 19 ff.; über den Gang der Forschung Budkowa, Nr. 36 und 49 sowie Santifaller, l. c. S. 11 ff. Das Fehlen der Siegelankündigung, die Beglaubigung durch das Anathem und der primitive stilistische Aufbau entsprechen durchaus dem Urkundenwesen der Mitte des 12. Jahrhunderts. Es fällt auf, daß der Text von 1149 mehrere Wendungen mit der ungefähr gleichzeitigen Urkunde des Bischofs Walter von Breslau für das Doppelkloster auf dem Zobten und auf dem Breslauer Sande (Nr. 23) gemeinsam hat, so die Publicatio "Notum sit omnibus tam presentibus quam futuris, quod ego", die Wendung "in perpetuo possidenda(s)" und den Hinweis darauf, daß die feierliche Bestätigung "in consecratione" der Kirche, erfolgt sei. Diese Beobachtungen sprechen für die Echtheit der beiden Texte; Diktatgleichheit wäre denkbar, läßt sich jedoch nicht erweisen. - Górka hielt den Text von 1149 für interpoliert, und zwar vor allem den Satz über die Schenkung der Zehnten von Wawrzeñczyce, die hier auf die Vorgänger des Bischofs Matthäus von Krakau zurückgeführt wird. Allein die Tatsache, daß diese Zehnten sehr bald Gegenstand eines Rechtsstreites zwischen dem Stift und dem Bistum Krakau wurden (Nr. 52), ist noch kein Beweis für eine Verunechtung. Der Ort selbst wurde 1206 dem Bistum im Tauschwege abgetreten (vgl. Nr. 100). Auch die Erwähnung der dem Stift von einem gewissen Crayec geschenkten Besitzung Zorauia (im Bereich von Rothsürben gelegen) ist keine Interpolation, sondern es ist hier einfach der Name des Stifters versehentlich ausgefallen. Schließlich haben wir auch keinen Grund, die Betrauung des Abtes des Vinzenzstiftes mit der Vertretung des Bischofs von Breslau in Teil I als Interpolation aus der Zeit des Streites zwischen dem Vinzenz- und dem Sandstift um den Ehrenvorrang (causa vortret) anzusehen, wie dies auch Budkowa annimmt. - Der Text von 1139 bezeichnet Radulph als abbas primus, während der Nekrolog des Stiftes (MPH 5, S. 674) einen sonst nicht bezeugten Henzo als ersten Abt erwähnt. Ob wir berechtigt sind, diesen Widerspruch mit W. Kêtrzyñski durch eine paläographisch nicht sehr wahrscheinliche Emendation (abbati presenti statt abbati primo) zu lösen, muß dahingestellt bleiben. Hingegen ist prestat abbas zweifellos Schreibfehler statt prefatus. - Über das Verhältnis des Textes zur Besitzliste des Privilegs Coelestins III. von 1193 vgl. die Vorbemerkung zu Nr. 60.
In nomine sancte et individue trinitatis amen. Anno dominice incarnacionis M°C°XXXIX, indictione secunda, epacta octava decima, concurrente secundo, Boleslauo tercio Polonie principe defuncto, regnantibus pro eo filiis eius Wladislauo in Cracouia, Boleslauo in Masouia, Misicone in Poznania, anno vero pontificis Roberti quarto decimo, idem presul consilio et ammonicione fratrum suorum canonicorum videlicet eiusdem ecclesie capellam iuxta monasterium beate Marie semper virginis, quod tunc Petrus edificabat, in honore sancti Michaelis constructam cum omnibus, que ad eam pertinent, eidem monasterio et Radulpho eiusdem monasterii abbati primo concessit et confirmavit semper habendam, quatinus ad laudem dei et ad honorem sancte matris ecclesie predicto pontifici et successoribus eius prefatus abbas et eius successores diligenter obediant et vicem eorum in omnibus gerant.
Notum sit omnibus tam presentibus quam futuris, quod ego dux Polonie Boleslauus pro salute anime mee ecclesie sancte Marie virginis sanctique Vincencii episcopi et martiris ista contulerim iure perpetuo possidenda: capellam videlicet sancti Martini infra civitatem Wratizlav sitami et capellam sancti Benedicti in Legnice cum villis et redditibus et forum in festo supradicti martiris per octo dies institutum et tabernam in fine pontis prescripte civitatis positam, forum quoque de Costimlot et tabernam in Polsnica cum villis Grabisin et Socolnice et Chenese et Sobocisce, quam dedit dux Vladislauus pro dimidia Trebnicha. Hec autem sunt nomina villarum, quas comites Polonici eidem contulerunt ecclesie: comes Petrus fundator ecclesie Virbeno, Odram, Crescenicam dedit et Olauam. In montibus Pachoslauus villam dedit et molendinum in Dobra, Vlostonissa comitissa dedit aliam, Sandiuoius Suecino, Iordanus aliam, Cristinus iuxta Legnicham alteram, Diui Veyouo, Vitozlauus in Zaseph, Andreas Laurencic, Rathimirus Thatosouo, Bronisius Gorech, Sulizlauus Pulsnicam et (Cragek) Zorauiam. Iohannes Wratislauiensis episcopus omnium villarum istarum et decimas usibus ecclesie supradicte incommutabiliter ampliavit et Matheus episcopus decimam in Laurencic, quam antecessores sui donaverunt, sub anathemate confirmavit. Acta sunt hec in consecracione ecclesie et sub anathemate confinnata anno ab incarnacione domini M°CXLVIIII°, presentibus episcopis lohanne Wratislaviensi, Matheo Cracouiensi supramemorato et Steffano Lubucensi, comitibus autem domino Iaxa, Michora, Clemente, Vrotis, Theodoro et Crisano.
Schlesisches Urkundenbuch, Herausgegeben von der Historischen Kommission für Schlesien, Zweiter Band: 1. Lieferung 971 - 1216, 1963; 2. Lieferung 1217 - 1230, 1968; 3. Lieferung Fälschungen und Register, 1971; Bearbeitet von Heinrich Appelt, Verlag Hermann Böhlaus Nachf., Wien-Köln-Graz
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