I. Die politische Gemeinde
Die Industrie- und Landgemeinde Groschowitz, 4 km von Oppeln entfernt und unmittelbar an der Oder gelegen, kann auf eine altehrwürdige Vergangenheit zurückblicken, die bis in das 12. Jahrhundert vor Christi Geburt zurückreicht, wie durch die Ausgrabungsobjekte bewiesen wird. Früher gehörten dazu ein kleines Dorf und ein Vorwerk, das dem herzoglichen Domänenamte zu Oppeln unterstellt war. Der Name "Groschowitz" ist also wohl nicht von "Großdorf" abzuleiten, sondern es war das Dorf des "Grodzislaus", des "Hegers der Ehre", eines angesehenen Mannes. Das Groschowitzer Gelände war für eine Besiedlung schon in ältester Zeit sehr geeignet, denn einerseits reicht die Oder, ein mächtiges Knie bildend, dicht an den Ort heran, andererseits aber verhindert das Ansteigen des östlichen Oderufers die früher so sehr gefürchteten Überschwemmungen.
Dr. Wilpert vermutete, daß die alte Bernsteinhandelsstraße des Gaues der germanischen Opolini, die im 10.Jh. im Oppelner Gebiet wohnten, zwischen der Oder und dem Grenzwald an Groschowitz und Goslawitz vorübergegangen sei, nachdem man die Oder bei dem erwähnten Knie überschritten hatte.
In den Jahren 1843-46 wurde in Groschowitz beim Bauen der Eisenbahn-strecke in einer Kiesgrube ein großer Urnenfriedhof der jüngeren Bronzezeit aufgedeckt.
1896/97 fand eine amtliche Ausgrabung statt, die ein wandalisches Gräberfeld mit sehr reichen Beigaben zutage förderte. Es fanden sich Lanzenspitzen, Pfriemen, Nägel, Fibeln, Schildfesseln, ein zweischneidi¬ges Schwert, ein Reitersporn, Hornkämme und vieles andere.
1925 wurden geschichtliche Funde aus der Eisenzeit gemacht.
Auch am 17.11.1934 fand auf dem Kuhschellenberg bei Groschowitz eine von Dr. Raschke geleitete amtliche Ausgrabung statt, die ein ganzes Urnenfeld mit gut erhaltenen Gefäßen freilegte. Es handelt sich hier um Funde des bronzezeitlichen Urnengräbervolkes, das zu einem indogermanischen Stamme, wahrscheinlich den Nordillyriern, gehörte. Sie stammen aus der Zeit vom 12. bis 6. Jh. vor Christi Geburt. Auch das im Dorf gelegene Urnenfeld weist Gräber der gleichen Zeit auf. Der germanische Friedhof ist wandalisch und gehört ins 2. bis 4. Jh. nach Christus. In der Gemarkung gibt es auch steinzeitliche Funde, darunter eine Stiel-Pfeilspitze, die wahrscheinlich aus dem Ende der Alt-Steinzeit stammt und gegen 8000 Jahre alt ist.
Es ist sicher, daß die Gemarkung auch in der jüngeren Steinzeit bewohnt war. Die Museen in Breslau, Oppeln und Ratibor besitzen die Fundstücke. Im Vorjahre fand man auch zwei gut erhaltene alte Skelette auf der Oderstraße, deren Alter aber nicht bestimmbar ist.
Groschowitz tritt in das Licht der Geschichte und wird zum ersten Male urkundlich erwähnt im Jahre 1236.
In diesem Jahre vermachte der Graf Zbrozlaw, Castellan von Oppeln, das Gut Steinau, welches Marktrecht hatte, der Donkirdie zu Breslau. Die in lateinischer Sprache abgefaßte Schenkungsurkunde wurde in Groschowitz ausgefertigt und hat in deutscher Übersetzung folgenden Wortlaut:
"Ich, Zbrozlaw, Castellan von Oppeln, gebe sowohl den Gegenwärti¬gen wie auch den Zukünftigen bekannt, daß ich mein Erbgut Steinau (Stinava), in dem Markt abgehalten wird, für das Heil meiner Seele und der Seele meiner Frau und meiner Vorfahren und Nachkamen der Kirche St. Johannes (Dom) in Breslau übergeben habe, unter Vorbehalt jedoch der Nutznießung für mich und meine Frau von eben dieser Erbschaft, wie lange wir noch leben oder einer von uns.
Ebenso soll, wenn der Letzte von uns sterben sollte, vom Zins des darauffolgenden Jahres Gedächtnisgottesdienst gehalten werden. Nachher aber soll die genannte Kirche die oben erwähnte Erbschaft mit allen Rechten erhalten.
Zur Bezeugung und dauernder Festigkeit dieser Sache habe ich dieses Blatt (charta) mit meinem Siegel verseilen."
Unterschrieben hat der Aussteller, seine Frau und viele Adlige. Hinzugefügt ist noch:
"Dies ist geschehen im Jahre der Menschwerdung des Herrn 1236 in Grossowiz in Anwesenheit des Herrn Herzog Heinrich des Alteren, als er aus Krakau zurückkehrte, und meiner Herrin Viola, der erlauchten Herzogin von Oppeln und meines Verwalters (domicellus) Meseco und des ehrwürdigen Vaters Thomas, Bischof von Breslau und des Kanzlers Graf Radzlaus (des Ausstellers Bruder) und vieler Adliger aus dem Lande des Herzogs Heinrich und aus dem Herzogtum Oppeln.
Und dies habe ich später erneuert vor dem obengenannten Herrn Herzog Heinrich und seinen Baronen und meinen Verwandten, die das bestätigten und dieser Tat zustimmten."
Diese Urkunde wurde etwas später, wahrscheinlich 1237, vom Herzog in einer neuen Urkunde bestätigt. Diese, ebenfalls in lateinischer Sprache ausgefertigt, lautet in deutscher Übersetzung:
" Ich, Mesco (Mieszko), durch Gottes Gnade Herzog von Oppeln, gebe allen bekannt, daß, als der Herzog Heinrich der Altere auf der Rückreise von Krakau sich in Groschowitz aufhielt und auch ich und mein Bruder und meine Mutter daselbst anwesend waren, der Graf Zbrozlaw vor dem Herzog Heinrich selbst und vor uns und auch vor vielen Baronen sein Erbgut Steinau der Kirche St. Johannes in Breslau zum ewigen Besitz nach seinem und seiner Frau Tode übertrug. Und diese Schenkung vom selbigen Grafen Zbrozlaw nach umsichtiger und frommer Überlegung getan wurde, so halte ich sie zu Ehren des Hl. Johannes für willkommen und reditskräftig."
Auch am 1.5.1240 wurde eine Urkunde in Groschowitz ausgefertigt über den Ort Mackau, das der Herzog Mesco den Johannitern gegen die Gebrüder Resco und Stogner zusprach. Bald darauf lernen wir 1297 den ersten Besitzer von Groschowitz kennen, nämlich einen Gesco von Groschowitz, der in einer Urkunde des Herzogs Boleslaus von Oppeln als Zeuge genannt wird. Offenbar ist dieser Gesco derselbe, der in einer anderen Urkunde von 1310 des Herzogs Boleslaus als Jeschko, Hofrichter in Oppeln, genannt wird.
1297 verleiht Boleslaw, Herzog von Oppeln, seinem getreuen Ritter, dem Herzog Heinrich von Böhmen, genannt Mimbiez, das Dorf Schoffczütz Kr. Rosenberg. Unter den Zeugen ist auch Gesco von Groschowitz genannt.
1312 kommt er nochmals vor als Graf Jeschko von Groschowitz (Grossowicz), herzoglicher Hofrichter. Es scheint also, daß die Herzöge wegen der günstigen Lage von Groschowitz zu Oppeln die Besitzer dieses Ortes oft zu Hofbeamten ernannt oder mit dem nahen Groschowitz belehnt haben. Jescho oder Jesco ist ein Kosename von Johann. Er gehörte also zum höheren Adel. Ob der Edle Wittko von Groschowitz, der 1328 als Zeuge genannt wird, ein Sohn des Jesco war, ist nicht erwiesen.
1345 bestätigte Herzog Boleslaus II. einen Vergleich zwischen Agnes, der Witwe des Franzko von Lanka (Lendzin) und deren Schwester Eva wegen ihres Anteils in Boguschütz. Zeuge ist Andreas von Groschowitz.
Nach "Knie" wird Groschowitz auch 1332 urkundlich genannt.
1370 war wieder ein Wittko von Groschowitz, wahrscheinlich ein Sohn des Vorigen, Landeshauptmann von Oppeln. Von Herzog Ladislaus von Oppeln besitzen wir drei Urkunden aus den Jahren 1386-90, in denen Stammir und Johann von Groschowitz vorkommen.
1414 bezeugt die Herzogin Offka den Verkauf eines jährlichen Zinses von einer Mark auf Sakrau an das Stift Czarnowanz, von Seiten des Erbrats Jakusch zu Oppeln Zeuge: Jeschko von Groschowitz.
1421 schlichtete Herzog Bernhard einen Streit zwischen den Brüdern Groschik und Dobke von Groschowitz einerseits und Heinrich von Lanka (Lendzin) anderseits. Dort heißt es: "Die Brüder und die ganze Dorfschaft Groschowitz dürfen ihr Vieh auf der Heide zwischen Groschowitz und dem Dorfe Lanka hufen, ebenso in dem Eichwald an der Oder bis an Heinrichs Wiesen, die da liegen an dem See Gaczwinow gezero (Jezioro-See), auch jenseits des Sees, wo nicht Wiesen wären. Wenn Eicheln fallen und geraten wären, sollen sie ihr Vieh da nicht hüten bis Weihnachten, wenn die Eicheln solange da wären. (Man brauchte die Eicheln wohl zur Schweinemast des Herzogs.) Auch dürfen sie in Heinrichs Wäldern alles grüne Holz hauen für den eigenen Bedarf, ausgenommen Apfelbäume, Birnbäume, Eichen, Linden und Fichten, Kiefern und Tannen. Liegende Kiefern können sie auch nehmen, aber nicht zum Verkauf. Auch sollen sie einen jährlichen Zins von 9 Maltern Hafer zahlen."
Unter Lanka ist wohl das Dorf Lendzin oder Lendzymiea (1295) zu verstehen, das 1559 unterging, als damals Landeshauptmann Oppersdorf den sogenannten "Kaiischteich" anlegen ließ. Dieser Teich lag am Himmel-witzer Wasser, östlich von Goslawitz. Bei seiner Anlage gingen drei Dörfer unter, nämlich Sowczyce, Zbiczina und Lendzin. Der Kaiischteich muß schon einen Vorgänger gehabt haben, nämlich den Groczwinowsee (Goslawitzer See?).
Dubko, Erbherr auf Groschowitz, kommt 1422 in einer Krakauer Schuldbegleichung nochmals vor.
1424 wird über eine "Universarienstiftung" der Margarete Radlonis de Lessowicz, Hofmeisterin der Herzogin Offka, urkundlich berichtet. Zeuge: Jeschko von Groschowitz.
1432 treffen wir in einer Urkunde des Herzogs Bolko Jenko von Groschowitz und Jenko Lanka an. Die Besitzer von Lanka (Lendzin) scheinen Groschowitz erworben zu hanben.
1446 erklärt ein Bernhard Lanka von Groschowitz vor dem Herzog Bernhard von Oppeln-Strehlitz, daß sein Vetter Konrad Lanka nach seinem Tode zwei freie Hufen seines Vorwerks und zwei zinspflichtige Hufen in Groschowitz erhalten solle.
1459 bekundet Herzog Nikolaus von Oppeln und Brieg, daß Gregor Tannenberg mit Wissen seiner Frau Dorothea verkauft hat alle seine Gerechtigkeit und Erbschaft an dem Gute Geresdorf (Giersdorf), auch das, was dem Breslauer Bürger Wenzel Reyschi verpfändet und versetzt ist, an Heynese von Pommersdorf. Zeuge: Johann Groschik.
1463 bekundet Herzog Nikolaus zu Oppeln, Oberglogau, Brieg etc., daß Jorge Kreisewitz, Bürger zu Brieg, aufgelassen hat dem Heynese Pomsdorf fünf Hufen Erbes der Scholtisei zu Giersdorf. Unter den Zeugen ist auch Heinrich Groschik aufgeführt.
1466 ist ein Hindrzich von Groschowitz als Zeuge genannt.
Der letzte oberschlesische Herzog Johann, ein eifriger Mehrer seines Landes, muß auch Groschowitz in seinen unmittelbaren Besitz gebracht haben.
1524 verkauft er einem Andreas Wienczek 1 Hufe Acker nebst Zubehör erblich in unserem Dorfe Grossowicze. Dieser soll jährlich einen ungarischen Gulden Zins geben und wenn nötig, auf dem Schloß "Iugen", d.h. Kriegsdienst leisten; sonst ist er abgaben- und dienstfrei. Groschowitz scheint nun Jahrhunderte hindurch Kammergut geblieben zu sein.
1612 ist es als solches in dem Bier urbar erwähnt.
Im allgemeinen muß die Zeit von 1000-1500 für die hiesige Gegend als eine sehr traurige bezeichnet werden.
Wahrscheinlich ist sie im 14. Jh. durch zahlreiche Kriege sehr verheert worden, und die Herzöge von Gppeln griffen, um neue Ansiedler herbeizurufen, zu außerordentlichen Mitteln, wie zur Abgewährung von Freihufen und zur Verleihung des Kretschamrechtes.
Daß namentlich die hiesige Gegend durch Kriege sehr litt, dazu mag wohl die Nähe der Burgen von Oppeln und Cosel nicht wenig beigetragen haben wie auch der Umstand, daß die alte Handels- und Heeresstraße von Oppeln über Groß-Strehlitz, Beuthen, Siewierz und Krakau nach Polen und über Sandomir nach Rußland hier vorüberführten. Eine andere Straße führte von Oppeln über Groschowitz, Lowez und Schimischow.
Der erste Weg über Nakel bei Tarnau scheint wegen seines häufigen Gebrauchs auch noch in späterer Zeit bekannter gewesen zu sein, wie wir ihn auch allein auf der ältesten Karte von Hellwig, 1562, und auf der Karte "zur vermehrten Chronik" von Schickfuß, 1625, finden, während erst die genauere Karte des Fürstentums Oppeln von 1746 auch den anderen Weg aufweist. Indessen scheinen beide Straßen zunächst als Verbindungen heidnischer Ansiedlungen, nämlich von Groschowitz, Groß-Strehlitz und Schimischow ein höheres Alter beanspruchen dürfen.
Schon zur Zeit der Kämpfe des Böhmen Bretislaus II. 1038 und des Boriwoi 1102-1104 mochten feindliche oder freundliche Heere in den bedrohten Gegenden von Oppeln und Cosel erschienen sein, die auch in Groschowitz Schrecken und Schaden verursachten. Das war besonders auch bei den Angriffen im Jahre 1134 der Fall.
Daß sich Herzog Heinrich der Bärtige, von Krakau kommend, öfters in Czarnowanz und Groschcwitz aufhielt und mehrere Urkunden hier ausfertigte bzw. bestätigte, ist bereits erwähnt worden.
Auch seine Gemahlin, die hl. Hedwig, hielt sich des öfteren hier auf. An sie erinnert in Groschowitz die St. Hedwigs-Kapelle und eine Sage, die sich an einen zwischen Großstein und Rosmientau gelegenen Hügel anlehnt. Danach soll das Heer der hl. Hedwig in dem genannten Hügel vollständig gewappnet, mit dem Fuß im Bügel, bereit stehen, um, wenn es hervorgerufen wird, den großen, letzten Entscheidungskampf mitzumachen.
Nimmt man aufgrund eines Briefes Kaiser Friedrichs II. vom 3. Juli 1241 eine Dreiteilung des nach dem Westen Europas losstürmenden Mongolenheeres an, so könnte nach der Kombination des Cod.dipl.St.VII der dritte Heereshaufen nach der Zerstörung Krakaus, bevor er noch den Übergang bei Oppeln über die Oder erkämpft hatte,, auf seinem Vormarsch am rechten Oderufer auch die Groschowitzer Gegend berührt und verwüstet haben.
Vermutlich kämpften auch Groschowitzer gegen diese Horden bei Oppeln. Inwieweit unser Dorf bei dem Tartareneinfall von 1260, in den Kriegen Wladislaus I. gegen den Olmützer Bischof Brunno, den Posener Herzog Przemislaus im Jahre 1273, bei den Einfällen des Markgrafen Prokop von Mähren und der Herzöge von Troppau im Jahre 1390 direkt oder indirekt zu leiden hatte, wird wohl für immer unentschieden bleiben müssen. Sicherer scheinen Verwüstungen der Umgegend im Jahre 1396, als Wladislaus Jagiello von Polen sogar Groß-Strehlitz und Lublinitz eroberte und Oppeln belagerte, wie auch 1437, da die Kleinpolen von Krakau aus Oberschlesien bis Oppeln verheerten.
Nach dem Bericht des Strehlener Fragments zogen die Hussiten in den ersten Monaten des Jahres 1428 von Ober-Glogau über Krappitz nach Strehlitz und Lesnitz, 1432 nach Gleiwitz, Beuthen über Peiskretscham, Tost, Ujest und Oppeln nach Namslau, verschonten jedoch aus Freundschaft für ihren Verbündeten, den Herzog von Oppeln, das Oppelner Gebiet, dessen Bewohner wohl mit ihrem Herzog auf beiden Ufern der Oder die Gegner der Hussiten bedrängten und endlich am 13. Mai 1433 bei Rybnik geschlagen wurden.
Endlich mochte 1474 Wladislaus von Polen bei Bekämpfung des Matthias Korvinus auf seinem Marsche von Czenstochau über die Oder bei Krappitz bis vor Oppeln gekommen sein, wo er überall die Dörfer im Umkreis von 6 Meilen, also auch Groschowitz, ausraubte und in Asche legte, so daß sie unbebaut und unbesät liegen bleiben mußten.
Dr. Wilpert vermutete, daß die alte Bernsteinhandelsstraße des Gaues der germanischen Opolini, die im 10.Jh. im Oppelner Gebiet wohnten, zwischen der Oder und dem Grenzwald an Groschowitz und Goslawitz vorübergegangen sei, nachdem man die Oder bei dem erwähnten Knie überschritten hatte.
In den Jahren 1843-46 wurde in Groschowitz beim Bauen der Eisenbahn-strecke in einer Kiesgrube ein großer Urnenfriedhof der jüngeren Bronzezeit aufgedeckt.
1896/97 fand eine amtliche Ausgrabung statt, die ein wandalisches Gräberfeld mit sehr reichen Beigaben zutage förderte. Es fanden sich Lanzenspitzen, Pfriemen, Nägel, Fibeln, Schildfesseln, ein zweischneidi¬ges Schwert, ein Reitersporn, Hornkämme und vieles andere.
1925 wurden geschichtliche Funde aus der Eisenzeit gemacht.
Auch am 17.11.1934 fand auf dem Kuhschellenberg bei Groschowitz eine von Dr. Raschke geleitete amtliche Ausgrabung statt, die ein ganzes Urnenfeld mit gut erhaltenen Gefäßen freilegte. Es handelt sich hier um Funde des bronzezeitlichen Urnengräbervolkes, das zu einem indogermanischen Stamme, wahrscheinlich den Nordillyriern, gehörte. Sie stammen aus der Zeit vom 12. bis 6. Jh. vor Christi Geburt. Auch das im Dorf gelegene Urnenfeld weist Gräber der gleichen Zeit auf. Der germanische Friedhof ist wandalisch und gehört ins 2. bis 4. Jh. nach Christus. In der Gemarkung gibt es auch steinzeitliche Funde, darunter eine Stiel-Pfeilspitze, die wahrscheinlich aus dem Ende der Alt-Steinzeit stammt und gegen 8000 Jahre alt ist.
Es ist sicher, daß die Gemarkung auch in der jüngeren Steinzeit bewohnt war. Die Museen in Breslau, Oppeln und Ratibor besitzen die Fundstücke. Im Vorjahre fand man auch zwei gut erhaltene alte Skelette auf der Oderstraße, deren Alter aber nicht bestimmbar ist.
Groschowitz tritt in das Licht der Geschichte und wird zum ersten Male urkundlich erwähnt im Jahre 1236.
In diesem Jahre vermachte der Graf Zbrozlaw, Castellan von Oppeln, das Gut Steinau, welches Marktrecht hatte, der Donkirdie zu Breslau. Die in lateinischer Sprache abgefaßte Schenkungsurkunde wurde in Groschowitz ausgefertigt und hat in deutscher Übersetzung folgenden Wortlaut:
"Ich, Zbrozlaw, Castellan von Oppeln, gebe sowohl den Gegenwärti¬gen wie auch den Zukünftigen bekannt, daß ich mein Erbgut Steinau (Stinava), in dem Markt abgehalten wird, für das Heil meiner Seele und der Seele meiner Frau und meiner Vorfahren und Nachkamen der Kirche St. Johannes (Dom) in Breslau übergeben habe, unter Vorbehalt jedoch der Nutznießung für mich und meine Frau von eben dieser Erbschaft, wie lange wir noch leben oder einer von uns.
Ebenso soll, wenn der Letzte von uns sterben sollte, vom Zins des darauffolgenden Jahres Gedächtnisgottesdienst gehalten werden. Nachher aber soll die genannte Kirche die oben erwähnte Erbschaft mit allen Rechten erhalten.
Zur Bezeugung und dauernder Festigkeit dieser Sache habe ich dieses Blatt (charta) mit meinem Siegel verseilen."
Unterschrieben hat der Aussteller, seine Frau und viele Adlige. Hinzugefügt ist noch:
"Dies ist geschehen im Jahre der Menschwerdung des Herrn 1236 in Grossowiz in Anwesenheit des Herrn Herzog Heinrich des Alteren, als er aus Krakau zurückkehrte, und meiner Herrin Viola, der erlauchten Herzogin von Oppeln und meines Verwalters (domicellus) Meseco und des ehrwürdigen Vaters Thomas, Bischof von Breslau und des Kanzlers Graf Radzlaus (des Ausstellers Bruder) und vieler Adliger aus dem Lande des Herzogs Heinrich und aus dem Herzogtum Oppeln.
Und dies habe ich später erneuert vor dem obengenannten Herrn Herzog Heinrich und seinen Baronen und meinen Verwandten, die das bestätigten und dieser Tat zustimmten."
Diese Urkunde wurde etwas später, wahrscheinlich 1237, vom Herzog in einer neuen Urkunde bestätigt. Diese, ebenfalls in lateinischer Sprache ausgefertigt, lautet in deutscher Übersetzung:
" Ich, Mesco (Mieszko), durch Gottes Gnade Herzog von Oppeln, gebe allen bekannt, daß, als der Herzog Heinrich der Altere auf der Rückreise von Krakau sich in Groschowitz aufhielt und auch ich und mein Bruder und meine Mutter daselbst anwesend waren, der Graf Zbrozlaw vor dem Herzog Heinrich selbst und vor uns und auch vor vielen Baronen sein Erbgut Steinau der Kirche St. Johannes in Breslau zum ewigen Besitz nach seinem und seiner Frau Tode übertrug. Und diese Schenkung vom selbigen Grafen Zbrozlaw nach umsichtiger und frommer Überlegung getan wurde, so halte ich sie zu Ehren des Hl. Johannes für willkommen und reditskräftig."
Auch am 1.5.1240 wurde eine Urkunde in Groschowitz ausgefertigt über den Ort Mackau, das der Herzog Mesco den Johannitern gegen die Gebrüder Resco und Stogner zusprach. Bald darauf lernen wir 1297 den ersten Besitzer von Groschowitz kennen, nämlich einen Gesco von Groschowitz, der in einer Urkunde des Herzogs Boleslaus von Oppeln als Zeuge genannt wird. Offenbar ist dieser Gesco derselbe, der in einer anderen Urkunde von 1310 des Herzogs Boleslaus als Jeschko, Hofrichter in Oppeln, genannt wird.
1297 verleiht Boleslaw, Herzog von Oppeln, seinem getreuen Ritter, dem Herzog Heinrich von Böhmen, genannt Mimbiez, das Dorf Schoffczütz Kr. Rosenberg. Unter den Zeugen ist auch Gesco von Groschowitz genannt.
1312 kommt er nochmals vor als Graf Jeschko von Groschowitz (Grossowicz), herzoglicher Hofrichter. Es scheint also, daß die Herzöge wegen der günstigen Lage von Groschowitz zu Oppeln die Besitzer dieses Ortes oft zu Hofbeamten ernannt oder mit dem nahen Groschowitz belehnt haben. Jescho oder Jesco ist ein Kosename von Johann. Er gehörte also zum höheren Adel. Ob der Edle Wittko von Groschowitz, der 1328 als Zeuge genannt wird, ein Sohn des Jesco war, ist nicht erwiesen.
1345 bestätigte Herzog Boleslaus II. einen Vergleich zwischen Agnes, der Witwe des Franzko von Lanka (Lendzin) und deren Schwester Eva wegen ihres Anteils in Boguschütz. Zeuge ist Andreas von Groschowitz.
Nach "Knie" wird Groschowitz auch 1332 urkundlich genannt.
1370 war wieder ein Wittko von Groschowitz, wahrscheinlich ein Sohn des Vorigen, Landeshauptmann von Oppeln. Von Herzog Ladislaus von Oppeln besitzen wir drei Urkunden aus den Jahren 1386-90, in denen Stammir und Johann von Groschowitz vorkommen.
1414 bezeugt die Herzogin Offka den Verkauf eines jährlichen Zinses von einer Mark auf Sakrau an das Stift Czarnowanz, von Seiten des Erbrats Jakusch zu Oppeln Zeuge: Jeschko von Groschowitz.
1421 schlichtete Herzog Bernhard einen Streit zwischen den Brüdern Groschik und Dobke von Groschowitz einerseits und Heinrich von Lanka (Lendzin) anderseits. Dort heißt es: "Die Brüder und die ganze Dorfschaft Groschowitz dürfen ihr Vieh auf der Heide zwischen Groschowitz und dem Dorfe Lanka hufen, ebenso in dem Eichwald an der Oder bis an Heinrichs Wiesen, die da liegen an dem See Gaczwinow gezero (Jezioro-See), auch jenseits des Sees, wo nicht Wiesen wären. Wenn Eicheln fallen und geraten wären, sollen sie ihr Vieh da nicht hüten bis Weihnachten, wenn die Eicheln solange da wären. (Man brauchte die Eicheln wohl zur Schweinemast des Herzogs.) Auch dürfen sie in Heinrichs Wäldern alles grüne Holz hauen für den eigenen Bedarf, ausgenommen Apfelbäume, Birnbäume, Eichen, Linden und Fichten, Kiefern und Tannen. Liegende Kiefern können sie auch nehmen, aber nicht zum Verkauf. Auch sollen sie einen jährlichen Zins von 9 Maltern Hafer zahlen."
Unter Lanka ist wohl das Dorf Lendzin oder Lendzymiea (1295) zu verstehen, das 1559 unterging, als damals Landeshauptmann Oppersdorf den sogenannten "Kaiischteich" anlegen ließ. Dieser Teich lag am Himmel-witzer Wasser, östlich von Goslawitz. Bei seiner Anlage gingen drei Dörfer unter, nämlich Sowczyce, Zbiczina und Lendzin. Der Kaiischteich muß schon einen Vorgänger gehabt haben, nämlich den Groczwinowsee (Goslawitzer See?).
Dubko, Erbherr auf Groschowitz, kommt 1422 in einer Krakauer Schuldbegleichung nochmals vor.
1424 wird über eine "Universarienstiftung" der Margarete Radlonis de Lessowicz, Hofmeisterin der Herzogin Offka, urkundlich berichtet. Zeuge: Jeschko von Groschowitz.
1432 treffen wir in einer Urkunde des Herzogs Bolko Jenko von Groschowitz und Jenko Lanka an. Die Besitzer von Lanka (Lendzin) scheinen Groschowitz erworben zu hanben.
1446 erklärt ein Bernhard Lanka von Groschowitz vor dem Herzog Bernhard von Oppeln-Strehlitz, daß sein Vetter Konrad Lanka nach seinem Tode zwei freie Hufen seines Vorwerks und zwei zinspflichtige Hufen in Groschowitz erhalten solle.
1459 bekundet Herzog Nikolaus von Oppeln und Brieg, daß Gregor Tannenberg mit Wissen seiner Frau Dorothea verkauft hat alle seine Gerechtigkeit und Erbschaft an dem Gute Geresdorf (Giersdorf), auch das, was dem Breslauer Bürger Wenzel Reyschi verpfändet und versetzt ist, an Heynese von Pommersdorf. Zeuge: Johann Groschik.
1463 bekundet Herzog Nikolaus zu Oppeln, Oberglogau, Brieg etc., daß Jorge Kreisewitz, Bürger zu Brieg, aufgelassen hat dem Heynese Pomsdorf fünf Hufen Erbes der Scholtisei zu Giersdorf. Unter den Zeugen ist auch Heinrich Groschik aufgeführt.
1466 ist ein Hindrzich von Groschowitz als Zeuge genannt.
Der letzte oberschlesische Herzog Johann, ein eifriger Mehrer seines Landes, muß auch Groschowitz in seinen unmittelbaren Besitz gebracht haben.
1524 verkauft er einem Andreas Wienczek 1 Hufe Acker nebst Zubehör erblich in unserem Dorfe Grossowicze. Dieser soll jährlich einen ungarischen Gulden Zins geben und wenn nötig, auf dem Schloß "Iugen", d.h. Kriegsdienst leisten; sonst ist er abgaben- und dienstfrei. Groschowitz scheint nun Jahrhunderte hindurch Kammergut geblieben zu sein.
1612 ist es als solches in dem Bier urbar erwähnt.
Im allgemeinen muß die Zeit von 1000-1500 für die hiesige Gegend als eine sehr traurige bezeichnet werden.
Wahrscheinlich ist sie im 14. Jh. durch zahlreiche Kriege sehr verheert worden, und die Herzöge von Gppeln griffen, um neue Ansiedler herbeizurufen, zu außerordentlichen Mitteln, wie zur Abgewährung von Freihufen und zur Verleihung des Kretschamrechtes.
Daß namentlich die hiesige Gegend durch Kriege sehr litt, dazu mag wohl die Nähe der Burgen von Oppeln und Cosel nicht wenig beigetragen haben wie auch der Umstand, daß die alte Handels- und Heeresstraße von Oppeln über Groß-Strehlitz, Beuthen, Siewierz und Krakau nach Polen und über Sandomir nach Rußland hier vorüberführten. Eine andere Straße führte von Oppeln über Groschowitz, Lowez und Schimischow.
Der erste Weg über Nakel bei Tarnau scheint wegen seines häufigen Gebrauchs auch noch in späterer Zeit bekannter gewesen zu sein, wie wir ihn auch allein auf der ältesten Karte von Hellwig, 1562, und auf der Karte "zur vermehrten Chronik" von Schickfuß, 1625, finden, während erst die genauere Karte des Fürstentums Oppeln von 1746 auch den anderen Weg aufweist. Indessen scheinen beide Straßen zunächst als Verbindungen heidnischer Ansiedlungen, nämlich von Groschowitz, Groß-Strehlitz und Schimischow ein höheres Alter beanspruchen dürfen.
Schon zur Zeit der Kämpfe des Böhmen Bretislaus II. 1038 und des Boriwoi 1102-1104 mochten feindliche oder freundliche Heere in den bedrohten Gegenden von Oppeln und Cosel erschienen sein, die auch in Groschowitz Schrecken und Schaden verursachten. Das war besonders auch bei den Angriffen im Jahre 1134 der Fall.
Daß sich Herzog Heinrich der Bärtige, von Krakau kommend, öfters in Czarnowanz und Groschcwitz aufhielt und mehrere Urkunden hier ausfertigte bzw. bestätigte, ist bereits erwähnt worden.
Auch seine Gemahlin, die hl. Hedwig, hielt sich des öfteren hier auf. An sie erinnert in Groschowitz die St. Hedwigs-Kapelle und eine Sage, die sich an einen zwischen Großstein und Rosmientau gelegenen Hügel anlehnt. Danach soll das Heer der hl. Hedwig in dem genannten Hügel vollständig gewappnet, mit dem Fuß im Bügel, bereit stehen, um, wenn es hervorgerufen wird, den großen, letzten Entscheidungskampf mitzumachen.
Nimmt man aufgrund eines Briefes Kaiser Friedrichs II. vom 3. Juli 1241 eine Dreiteilung des nach dem Westen Europas losstürmenden Mongolenheeres an, so könnte nach der Kombination des Cod.dipl.St.VII der dritte Heereshaufen nach der Zerstörung Krakaus, bevor er noch den Übergang bei Oppeln über die Oder erkämpft hatte,, auf seinem Vormarsch am rechten Oderufer auch die Groschowitzer Gegend berührt und verwüstet haben.
Vermutlich kämpften auch Groschowitzer gegen diese Horden bei Oppeln. Inwieweit unser Dorf bei dem Tartareneinfall von 1260, in den Kriegen Wladislaus I. gegen den Olmützer Bischof Brunno, den Posener Herzog Przemislaus im Jahre 1273, bei den Einfällen des Markgrafen Prokop von Mähren und der Herzöge von Troppau im Jahre 1390 direkt oder indirekt zu leiden hatte, wird wohl für immer unentschieden bleiben müssen. Sicherer scheinen Verwüstungen der Umgegend im Jahre 1396, als Wladislaus Jagiello von Polen sogar Groß-Strehlitz und Lublinitz eroberte und Oppeln belagerte, wie auch 1437, da die Kleinpolen von Krakau aus Oberschlesien bis Oppeln verheerten.
Nach dem Bericht des Strehlener Fragments zogen die Hussiten in den ersten Monaten des Jahres 1428 von Ober-Glogau über Krappitz nach Strehlitz und Lesnitz, 1432 nach Gleiwitz, Beuthen über Peiskretscham, Tost, Ujest und Oppeln nach Namslau, verschonten jedoch aus Freundschaft für ihren Verbündeten, den Herzog von Oppeln, das Oppelner Gebiet, dessen Bewohner wohl mit ihrem Herzog auf beiden Ufern der Oder die Gegner der Hussiten bedrängten und endlich am 13. Mai 1433 bei Rybnik geschlagen wurden.
Endlich mochte 1474 Wladislaus von Polen bei Bekämpfung des Matthias Korvinus auf seinem Marsche von Czenstochau über die Oder bei Krappitz bis vor Oppeln gekommen sein, wo er überall die Dörfer im Umkreis von 6 Meilen, also auch Groschowitz, ausraubte und in Asche legte, so daß sie unbebaut und unbesät liegen bleiben mußten.